42 Leib & Blut Christi


Tut dies zu meinem Gedächtnis

Textquelle: Das Neue Testament - Übersetzung von Fridolin Stier, 1989 - 1 KOR 11,23-26

 

"Ich habe nämlich vom Herrn her überkommen, was ich auch euch überliefert: In der Nacht, da er ausgeliefert wurde, nahm der Herr Jesus Brot, sagte den Dank, brach es und sprach: Das ist mein Leib für euch – das tut zu meinem Gedächtnis. Ebenso auch den Becher nach dem Mahl – sagend: Dieser Becher ist der neue Bund in meinem Blut. Das tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn: Sooft ihr dieses Brot esst und den Becher trinkt, kündet ihr den Tod des Herrn an – bis er kommt."


Textquelle: Das Neue Testament - Übersetzung von Fridolin Stier, 1989 - LK 22,19-20

 

"Und er (Jesus) nahm das Brot, sprach den Dank, brach und gab es ihnen und sagte: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Das tut zu meinem Gedächtnis. Und ebenso nahm er den Becher nach dem Mahl und sagte: Dieser Becher ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird."


Predigt am Gründonnerstag 2017


Erstkommunionkinder

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

bereits wenige Jahre nach Jesu Tod, wird Paulus von der Gemeinde in Korinth um Rat gebeten, in welcher Weise denn überhaupt richtig das Abendmahl zu feiern ist. Es hatte sich nämlich im Laufe der Zeit eine falsche und missgestaltete Abendmahlpraxis eingeschlichen, so dass eine Neuorientierung an der Vorgabe des Beispiels Jesu – gemäß der Überlieferung der Zeugen des letzten Abendmahles – notwendig war. Schauen wir doch noch einmal in den Abendmahlsaal hinein. Dort hat sich Jesus mit seinen zwölf Jüngern Petrus, Andreas, Jakobus, Johannes, Philippus, Bartholomäus, Thomas, Matthäus, Jakobus, dem Sohn des Alphäus, Thaddäus, Simon Kananäus und Judas Iskariot versammelt. Gemeinsam sitzen sie zu Tisch und ‚feiern‘, gemäß der jüdischen Tradition das Abendmahl. Denn – das Paschafest stand unmittelbar bevor. Die Stimmung ist ernst – Jesus, betroffen und traurig. Er spürt, dass sie ihn derart bedrängen werden, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit sein irdisches Ende bedeutet. Er weiß auch, dass wenn es so kommt, er sein Leben freiwillig hingeben wird. Und er weiß auch, dass er das, was jetzt kommt, ganz allein durchzustehen hat. Alle – auch seine engsten Freunde, werden ihn verraten, verleugnen und verlassen.

Dann nahm er das Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen mit den Worten: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“ Jesus deutet also mit diesen Segensworten über Brot und Wein den Sinn seines bevorstehenden Todes. Communio heißt hier: Gemeinschaft mit Christus Jesus. Christus bindet so die Feiernden zu einer engen Gemeinschaft – im Bilde gesprochen – zu einem Leib, zusammen. Allerdings verpflichtet sich der Empfangende damit zum christusgemäßen Füreinander. Leib und Blut sind hier Bilder für das Leben schlechthin – was im Umkehrschluss heißt: Ohne Leib und ohne Blut, ist Leben nicht möglich.

Die Aufnahme und Weiterführung des letzten Mahles Jesu oblag zunächst den christlichen Urgemeinden. Heute feiern wir Abendmahlliturgie und Eucharistie, was theologisch besagt, dass wir Anteil am verklärten Leib Jesu Christi erhalten werden. Eucharistie ist Gabe unseres erhöhten Herrn und Erlösers. So stehen eben auch wir unter dem Kreuz, dem Zeichen der Selbstentäußerung, um mit Christus den Weg zur Herrlichkeit zu gehen. Jesu durchgehaltener ‚Gehorsam‘ – so formulierten es die Urchristen – und seine Hingabe in den Tod, begründet eine neue, endgültige, nicht mehr zerstörbare Gemeinschaft mit Gott. Und wenn Jesus jetzt sagt: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“, so ist damit im biblischen Sinn nicht bloß Erinnerung, sondern sakramentale Vergegenwärtigung gemeint. Mit anderen Worten heißt dies: Jetzt in der Eucharistiefeier / Gedächtnisfeier – gilt es des Erlösers und seiner Erlösungstat zu gedenken. Das Herrenmahl ist die Verkündigung des Todes und der Auferstehung unseres Herrn – bis er kommt. Gerade auch deshalb beten wir in jeder Heiligen Messe: „Deinen Tod o Herr verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit“, ein Gebet mit Ewigkeitscharakter. Da die Vollendung dieser Verheißung noch aussteht, werden wir Christen von der Nacht im Abendmahlsaal an – bis zum Tag des Kommens Jesu Christi – Eucharistie feiern.

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

in einem Fronleichnamslied singen wir: „Guter Hirt, du Brot des Lebens, wer dir traut hofft nicht vergebens, geht getrost durch diese Zeit / Die du hier zu Tisch geladen, ruf auch dort zum Mahl der Gnaden, in des Vaters Herrlichkeit". Deshalb spricht Jesus Christus zu jedem von uns – heute: „Sei nicht traurig und hab keine Angst. Denn du wirst nicht sterben, sondern leben. Ich gehe voraus, um dir im Hause meines Vaters eine Wohnung vorzubereiten. Dort werden wir erneut Tischgemeinschaft haben. Wir werden uns anschauen – Du mich, und ich Dich – von Angesicht zu Angesicht. Dann wirst du – Gott alles in allem – durch und durch – erkennen. Du wirst Gott sehen – wie er ist. Amen.