Mit etwa sieben Jahren - ich ging noch in Titisee in die Hauptschule, bekam ich von meinen Eltern eine Klarinette geschenkt. Sie machten mir damit eine Freude, denn ich hatte Lust, das vom Kindergarten her vertraute Blockflötenspiel auszubauen. Mit der B-Klarinette war dies relativ leicht möglich, da sie artverwandt war und technisch ein viel größeres Tonspektrum - etwa dreieinhalb Oktaven - abdecken konnte. Franz Josef Maybrunn, selbst mit Leib und Seele Musiker, aber auch Stadtmusik-Dirigent und Musiklehrer, bildete an der Jugendmusikschule in Neustadt aus. Anfänger wie mich - und Fortgeschrittene. Alle Holzblasinstrumente beherrschte er meisterhaft, vor allem die Querflöte und die Klarinette. Jeden Samstagnachmittag trafen wir uns zum Theorieunterricht in der Gewerbeschule in Neustadt. Anschließend hatten wir, die in der Woche eingeübten Aufgaben, vorzuspielen. Jeder saß einzeln in einem Klassenzimmer, während Lehrer Maybrunn die Runde machte. Er legte sehr großen Wert auf Details. Bei allem war er gütig, aber streng. War beispielsweise ein Pianissimo zu spielen, musste so lange geübt und wiederholt werden, bis es das war - ein Pianissimo. Nur ein Piano genügte nicht. Alles, was ich auf der Klarinette und dem Saxophon heute noch kann, verdanke ich ihm.
Parallel zur klassischen Ausbildung in Neustadt nahm ich etwa ab 1964/65 regelmäßig an den Proben der jungen Fortgeschrittenen des MV Titisee-Jostal, in der mir vertrauten Hirschbühlschule in Titisee teil. Der Musikverein rekrutierte seine Aktiven wesentlich aus der Jugendarbeit. Einzelne Register waren damals teils gar nicht, oder wenn, dann nur sehr schwach besetzt. Der neue Dirigent des Vereins war seit 1967 Philipp Rauck; er war ein begnadeter Klarinettist und hauptberuflich tätig beim SWR in Freiburg. Schon bald sagte er zu einigen von uns: „Nächste Woche könnt ihr bei den Großen mitmachen“, worauf wir mächtig stolz waren. Relativ schnell hatte ich mich von der dritten zur ersten Klarinette vorgearbeitet und das Vereinsleben - Waldfeste / Gastspiele / Kurkonzerte / Festgottesdienste / Heimatabende / Umzüge - gefiel mir. Bei den Waldfesten spielte immer wieder die kleine Besetzung des Vereins abends zum Tanz auf. Bei den Glenn Miller oder Max Greger-Stücken wechselten die Klarinettisten auf Tenor- bzw. Es-Alt-Saxophone, was einen faszinierenden Sound ergab - ich konnte endlos zuhören und war nur begeistert. Wenig später erfüllte sich mein Traum. Ich bekam vom Osterhasen einen großen Koffer, den eigentlich das Christkind schon hätte bringen sollen, aber dies aufgrund meiner schlechten Schulzeugnisse verweigerte, geschenkt. Alle wussten - ein Tenorsaxophon. Niemand aber wusste - ein Selmer Mark VI. Bis heute - mein liebstes Stück.