In meinen Jugendjahren wohnte ich im Haus meiner Eltern in einem etwa zwei mal vier Meter grossen Kellerraum. An den Wänden und an der Decke entlang liefen Heizungs- und Wasserrohre; die Außenwand fasste ein kleines Oberfenster, durch das ein wenig Tageslicht hereinschien. Ich benutzte es häufig als Ausstieg und mein schlanker Körper passte gerade so hindurch. Es war die Zeit der Hippies Ende der 60er / Anfang der 70er. Wir waren von Isle of Wight und Woodstock infiziert und hörten mit großer Leidenschaft Black Sabbath, Uriah Heep, CCR, Ten Years After, The Who, The Doors, Deep Purple, The Rolling Stones, The Beatles und immer mehr Alexis Corner und John Mayall. Der langersehnte Tag, wo ich mir nach jahrelangem Sparen ein eigenes Tonbandgerät leisten konnte, rückte immer näher. Ich entschied mich für das Philips N4407, ein, für die damalige Zeit, absolutes Spitzengerät in Hifi-Qualität. Es hatte u.a. Mischfunktionen, Kopfhörer- und Mikroeingänge, eigene Lautsprecher und für mich am meisten interessant; die Duo- und Multiplay-Funktionen. Damit konnte man erstmals auf bis zu vier Spuren zeitversetzt aufnehmen (Multi-Tracking), was neu und sensationell war. Zudem lohnte es sich, die teuren Vinylplatten aufzunehmen. Ein großes Band fasste acht LP’s samt Vorder- und Rückseite. Wenn nachmittags meine Freunde zum Musizieren kamen, nahmen wir die Gitarren und den Gesang auf und experimentierten viel herum. Rhythmus, Solis, Riffs und mehrstimmigen Gesang. Wir waren alles Autodidakten - und - wir wollten es auch nur so. Keiner von uns hatte jemals eine Gitarrenstunde. Wir lernten ausschließlich durch Probieren und Üben - aus Begeisterung und aus Spass. Wir spielten unsere Lieblingstitel wie Cotton Fields, House Of The Rising Sun, Satisfaction, Child In Time und natürlich alles von Simon & Garfunkel. Unpräzises Spielen oder asynchrones Singen wurde vom Tonband gnadenlos offengelegt, was einerseits frustrierte, andererseits konnten wir uns so langsam und stetig verbessern. Zum Dank für die vielen Sessions fertigten Libbies & Co. ein Schild, das sie außen an die Holztür meiner Kellerbude hefteten. Darauf stand: ‚Bepfer’s Tonstudio‘. Warum ich aber gerade diesen Spitznamen erhielt, ist nochmal eine ganz andere Geschichte.